Future e.V. "Anerkannter freier Träger der Jugendhilfe" Unsere Büroräume im Hirschsprung 11, 15537 Erkner
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Aufsuchende Familientherapie (AFT)

 

§ 27 Abs. 3 SGB VIII / Aufsuchende Familientherapie (AFT)

 

Die AFT definiert sich als systemisch-therapeutische und ressourcenorientiertes  Hilfeangebot.

Dabei soll dieser Ansatz insbesondere vor dem Hintergrund einer drohenden Fremdunterbringung bzw. einer Rückführung in die Familie eingesetzt werden. Die Hilfe ist immer dann sinnvoll, wenn schwerwiegende familiäre Probleme vorliegen bzw. die Beteiligten keine entsprechende Mitwirkungsbereitschaft signalisieren.

Die Hilfeform kann einerseits sinnvoll sein, wenn ein hoher Bedarf an Unterstützung im Hinblick auf Erziehungskompetenzen besteht, eine echte Anbindung an eine Beratungsstelle aus verschiedensten Gründen aber bisher nicht bewerkstelligt werden konnte und andererseits die sozialpädagogische Familienhilfe nicht die geeignete Hilfeform ist, nicht angenommen wird oder sich auch durch langwierigen Einsatz dieser Hilfe bisher keine Veränderung ergeben hat.

 

 

Genau wie das Schicksal eines Seemannes davon abhängt,

dass er etwas über den Eisberg unter Wasser weiß,

so hängt das Schicksal einer Familie davon ab,

ob Gefühle, Bedürfnisse und Verhaltensmuster verstanden werden,

die hinter den täglichen familiären Geschehnissen liegen.“

( Virginia Satir, Pionierin der Familientherapie)

 

Das hier dargestellte Leistungsangebot der „Aufsuchenden Familientherapie“ orientiert sich im Wesentlichen an dem von Dr. Marie-Luise Conen entwickelten gleichnamigen Konzept für die Arbeit mit Familien in schwierigen Lebenslagen. Dieses systemisch-therapeutische Konzept gründet sich auf folgende 3 Grundannahmen:

 

Jedes individuelle Verhalten ist Teilaspekt eines übergeordneten Systems. Störungen Einzelner wirken ebenso kausal auf Familienbeziehungen und das gesamte Familienleben wie umgekehrt die individuellen Verhaltensweisen durch die Beziehungsdynamik des Gesamtsystems.

 

  1. Individuelle Störungen Einzelner und Familienbeziehungen beeinflussen sich wechselseitig. Im Mittelpunkt stehen hier die Kommunikations- und Beziehungsmuster der einzelnen Familienmitglieder. Störungen im familiären Zusammenleben ergeben sich aus dysfunktionalen Kommunikations- und Interaktionsprozessen. Die daraus resultierenden Auffälligkeiten bzw. Symptomatiken einzelner Familienmitglieder haben eine Funktion oder einen Sinn in dem entsprechenden System. Veränderungen eines einzelnen Familienmitgliedes haben Auswirkungen auf die anderen in der Familie und erfordern somit einen permanenten Prozess der Anpassung und der Interaktion. Um diese Anpassung bewältigen zu können, entwickeln Familien in der Regel bestimmte Muster und Reaktionen. Anlässe für erforderliche Anpassungen können sowohl Veränderungen in der Struktur der Familie ( z.B. Scheidung, Tod, neue Partner ) als auch Entwicklungsschritte der einzelnen Familienmitglieder (z.B. Eintritt in Kindergarten, Schule, Pubertät, Krankheit oder Arbeitslosigkeit) sein. Gelingt die Anpassung an Veränderungen  nicht, kommt es zu Störungen bzw. unangemessenen Reaktionen, die sich in Symptomen einzelner Familienmitglieder ausdrücken können. Das „auffällige“ Verhalten kann durch unangemessene Reaktionen verstärkt werden und schließlich dazu führen, dass allen Beteiligten keine andere Lösung einfällt, als ein Familienmitglied ( z.B. Kind) aus der Familie zu verstoßen oder wie in letzter Zeit häufiger zu beobachten eine ganze Familie sich selbst auslöscht.
  2. Der familientherapeutische Ansatz ist von praktischer Bedeutung, weil die Familie wesentlich zur Bewältigung entsprechender Störungen einzelner Familienmitglieder beitragen kann. Die AFT stellt daher die Familie in den Mittelpunkt ihrer Intervention und zielt auf die Wiederherstellung eines funktionalen Kommunikations- und Interaktionsprozesses in den Familien. Im Vordergrund steht hier eine Veränderung der Wahrnehmung und der Ausgestaltung von Beziehungen. Die Arbeit richtet sich vor allem darauf, dass die Familie eigene Lösungsmöglichkeiten findet und eigene Ressourcen  zur Anpassung an die veränderten Bedingungen (wieder) nutzen kann. Dieser ganzheitliche Ansatz bezieht sowohl das erweiterte Familiensystem (Herkunftsfamilie ) als auch das soziale Netz der Familie / des Sozialraumes (z.B. Nachbarschaft, Kindergarten, Schule) mit in die Arbeit ein. Ziel dieser spezifischen Methodik ist das Aufspüren von Veränderungspotentialen der Familie. Der Ansatz konzentriert sich vor allem auf die Ressourcen der Familie und die Entwicklung von neuem Vertrauen in die eigenen Lösungswege.
  3. Die AFT verfolgt den Ansatz die Familie zu Hause am Ort authentischer Interaktionen anzutreffen, wo Beziehungen unmittelbar beobachtet und verändert werden können. Neben den Beziehungen der Familienmitglieder zueinander, stehen auch häufig die Regeln und Grenzen für das familiäre Zusammenleben im Zentrum der Therapie bzw. Beratung. Mit diesem aufsuchenden Ansatz wird die Schwelle der Inanspruchnahme der Hilfe um ein Vielfaches gesenkt.

 

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F. Urzynicok